Selbstverständnis

Wer sind wir?

PFIF steht für Politische Freiwilligenvertretung Internationaler Freiwilligendienste. Wir sind die offizielle Freiwilligenvertretung in der Programmsteuerung von weltwärts und vertreten dort auf politischer Ebene die Perspektive ehemaliger weltwärts-Freiwilliger. Darüber hinaus streben wir an, uns mit Ehemaligen(gruppen) anderer internationaler Freiwilligendienst-Programme zu vernetzen, auszutauschen, mit ihnen zu kooperieren und damit die politische Teilhabe von Freiwilligen an den Programmen zu fördern.

Um unsere Vision eines Lerndienstes für globale Zukunftsfragen voranzutreiben, möchten wir Stimmen der ehemaligen Freiwilligen auf politischer Ebene einbringen. Hierzu arbeiten wir konstruktiv im weltwärts-Gemeinschaftswerk für eine Verbesserung des Programms mit. Unsere Arbeit erfolgt ehrenamtlich und ist motiviert von unseren Erfahrungen, die wir im Rahmen unserer Freiwilligendienste gemacht haben. Uns verbindet, dass der Freiwilligendienst bei uns Denkprozesse angestoßen hat, die wir zusammen weiterdenken möchten.

Wir sind eine offene Gruppe, deren Arbeit jede*r mitgestalten kann. Die Zusammensetzung unseres Teams variiert stetig, besteht aber meist sowohl aus Nord-Süd- als auch Süd-Nord-Freiwilligen. Es ist uns ein Anliegen die Interessen und Erfahrungen möglichst vieler verschiedener ehemaliger Freiwilliger einzubringen und zu vertreten, uns ist allerdings bewusst, dass dies in der Praxis schwierig zu gewährleisten ist.

Wie sehen wir das weltwärts-Programm?

  • Der weltwärts-Freiwilligendienst teilt sich in eine Nord-Süd- als auch eine Süd-Nord-Komponente auf. Die Einführung letzterer war ein richtiger und notwendiger Schritt auf dem Weg zu einem gleichberechtigteren Programm. Dennoch besteht zwischen den Komponenten strukturelle Ungleichheiten, die wir als sehr problematisch erachten. So nahmen 2019 nur etwa 600 Süd-Nord-Freiwillige am Programm teil, im Vergleich zu rund 3.300 Nord-Süd-Freiwilligen. Weiterhin reisen innerhalb der Nord-Süd-Komponente meist junge berufsunerfahrene Freiwillige aus (nur 12% haben bereits einen Ausbildungsabschluss (Freiwilligenbefragung 2019 Nord-Süd)), welche im jeweiligen Einsatzland oft Aufgaben ausführen, die sie nicht ohne Berufsausbildung in Deutschland ausführen dürften. Dagegen sind Süd-Nord-Freiwillige fachlich besser qualifiziert (56% haben bereits einen Studienabschluss (Freiwilligenbefragung 2019 Süd-Nord)), führen allerdings in den Einsatzstellen in Deutschland häufig nur einfache Hilfstätigkeiten aus (BMZ Evaluierungsbericht 066).
  • Nord-Süd-Freiwillige im weltwärts-Programm sind fast ausschließlich Abiturient*innen (94%) und kommen überwiegend aus “gehobenen, gut gebildeten und eher christlich geprägten gesellschaftlichen Milieus” (DEval Evaluierung 2017, Freiwilligenbefragung 2019 Nord-Süd). Das Programm ist offensichtlich nicht für alle jungen Menschen zugänglich.
  • Von einem weltwärts-Freiwilligendienst profitieren besonders die Freiwilligen selbst, beispielsweise in Form von persönlicher Weiterentwicklung, Sprachkompetenzen und Auslandserfahrung. Es ist ein Lerndienst.
  • Die Langstreckenflüge der Freiwilligen in die jeweiligen Einsatzländer tragen zur globalen Erderwärmung bei. Diese wird durch Besuche von Familie und Freund*innen noch weiter verstärkt. Der Nachhaltigkeitsaspekt des Programms wird bislang zu wenig beachtet und reflektiert.
  • Der Fokus des weltwärts-Programms liegt auf der Förderung des Engagements nach dem Freiwilligendienst. Darin sehen wir eine große Chance, junge Menschen hinsichtlich ihrer Projektplanung und -umsetzung zu befähigen und zu unterstützen. Das ehrenamtliche Engagement von ehemaligen Freiwilligen nach ihrem Dienst kann somit zu einem zivilgesellschaftlichen Wandel beitragen.
  • Der zentralen programmatischen Bedeutung der Rückkehrkomponente und dem hohen Potenzial durch überdurchschnittlich engagierte Rückkehrer*innen steht allerdings ein in der Praxis bisher vergleichsweise geringes Maß an Strukturierung gegenüber (DEval Evaluierung 2017).

Unsere Vision eines Lerndienstes für Globale Zukunftsfragen

  • Alle beteiligten Akteur*innen haben ein gleiches Mitspracherecht bei der Konzeption und Steuerung des Programms.
  • Es existieren keine strukturelle Ungleichheiten zwischen der Süd-Nord- und der Nord-Süd-Komponente.
  • Der Freiwilligendienst ist inklusiv. Das Programm ist für alle junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren zugänglich.
  • Die Durchführung des Programms ist nachhaltig.
  • Der Freiwilligendienst hat eine Dauer von mindestens einem Jahr, um den Freiwilligen die Möglichkeit zu geben, eigene Stereotype wahrzunehmen und zu hinterfragen.
  • Es gibt eine intensive Vor-und Nachbereitung sowie eine zuverlässige pädagogische Begleitung der Freiwilligen während des gesamten Freiwilligendienstes. Insbesondere werden antirassistische und postkoloniale Perspektiven aufgezeigt und die eigenen Positionen und Privilegien reflektiert. Verschiedene Lebensrealitäten, die von Diskriminierungserfahrungen durch beispielsweise (Hetero-)Sexismus, Rassismus oder Klassismus geprägt sind, werden berücksichtigt.
  • Das Programm engagiert sich für eine faire Visavergabe für alle beteiligten Akteur*innen.
  • Alle Personen, die Freiwillige vor Ort betreuen, erfahren Wertschätzung und erhalten eine angemessene Bezahlung
  • Aufnahmeorganisationen werden gleichberechtigt in den Auswahlprozess der Freiwilligen miteinbezogen, wenn der Wunsch danach besteht.
  • Es gibt ein umfassendes Konzept für Rückkehrendenengagement und -finanzierung, welches niedrigschwellige Finanzierungsmöglichkeiten für (langfristige) Projekte bietet und generell einen größeren Anteil von Freiwilligen zu wirksamem Engagement zu befähigen.

Unsere Arbeitsschwerpunkte

  • Der Austausch und die Vernetzung mit ehemaligen Freiwilligen

Auf Seminaren wie z. B den Rückkehrendenseminaren und offenen PFIF-Teamtreffen, sowie Veranstaltungen wie der undjetzt?!-Konferenz stehen wir im Austausch mit ehemaligen Freiwilligen, um verschiedene Erfahrungen aus den Freiwilligendiensten in die Weiterentwicklung des Programms einzubringen.

  • Eine regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit

Über Facebook, Instagram, die PFIF-Website und das ww-netzwerk informieren wir über aktuelle Geschehnisse im Projekt und im weltwärts-Gemeinschaftswerk und laden alle Interessierten ein, ihre Meinungen mit uns und anderen Freiwilligen zu teilen.

  • Sprachrohr der ehemaligen Freiwilligen

Durch gewählte Freiwilligenvertreter*innen vertreten wir die Perspektive ehemaliger Freiwilliger im Programmsteuerausschuss (PSA), dem zentralen Entscheidungsorgan des weltwärts-Gemeinschaftswerkes. Durch weitere Rückkehrer*innen arbeiten wir in verschiedenen themenspezifischen Arbeitsgruppen des Gemeinschaftswerkes mit.

  • Organisation und Durchführung von thematischen Veranstaltungen

Wir bieten die Möglichkeit während der Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen rund um das Thema (kritische) „Entwicklungspolitik“ und Freiwilligendienste, das weltwärts-Programm weiterzudenken und mehr über unsere politische Arbeit zu erfahren.

  • Ansprechpartner*innen

Für alle Menschen, die mehr über das weltwärts-Programm auf politischer Ebene erfahren möchten oder sich in die Strukturen des weltwärts-Programms einbringen möchten, sind wir Ansprechpartner*innen.

Das Selbstverständnis der PFIF sehen wir als Prozess. Es ist in dieser aktuellen Version im Team abgestimmt. Das Selbstverständnis wird erweitert oder abgeändert, sobald die Notwendigkeit dafür im Team beschlossen wird und es einen Konsens über die Abänderung gibt.

Quellen: https://www.weltwaerts.de/de/mediathek-ueber-weltwaerts.html