Postionspapier: Inklusion im weltwärts Freiwilligendienst

Weltwärts ist ein offenes Programm, welches unter anderem versucht, unfairen globalen Machtverhältnissen entgegenzuwirken. Hierfür werden jährlich über 3000 Nord-Süd Freiwillige in die Länder des globalen Südens sowie rund 700 Süd-Nord Freiwillige nach Deutschland entsendet. Die Freiwilligen arbeiten an einem entwicklungspolitischen Projekt und bringen Erfahrungen mit nach Hause, die zur Bildung einer globalen Gesellschaft beitragen sollen.

Einzigartig zeigt sich weltwärts vor allem durch ständige Anpassungen und Veränderungen, durch welche versucht wird, die verschiedenen Aspekte des Programms stetig zu verbessern. Aus diesem Grund führte im Jahr 2017 das Deval-Institut im Auftrag des BMZs die erste evaluierende Studie zum weltwärts-Programm durch, auf dessen Basis viele ausbaufähige Ansätze erkannt und benannt werden konnten. Einen sehr wichtigen Punkt stellen dabei die Themen Inklusion und Diversität dar. Laut der Deval Studie stellen die Teilnehmenden des weltwärts-Programms eine sehr homogene Gruppe dar.  Frauen mit Abitur, aus christlichen und akademischen Haushalten und ohne Migrationshintergrund, entsprechen der großen Mehrheit der Teilnehmenden am Programm. Das Ziel der Maßnahmen ist es eine heterogenere Gruppe darzustellen, in der gezielt diverse Menschen angesprochen werden.

In den letzten Jahren sind jedoch die Bewerber*innenzahlen im weltwärts-Programm stark zurückgegangen, wodurch die Existenzsicherung der Entsende- und Partnerorganisationen gefährdet werden könnte. Diese Sorge wird durch die gegebene, Covid-19 bedingte Situation nochmals verstärkt. PFIF ist sich über die Schwierigkeiten der aktuellen Lage und den damit verbundenen Mehraufwand für das BMZ, die Organisationen, als auch für die Freiwilligen selbst, bewusst. Da PFIF den Eindruck hat, dass die Themen Inklusion und Diversität nicht als Priorität angesehen werden, möchten wir betonen, dass diese wichtigen Aspekte aus unserer Sicht trotzdem nicht in den Hintergrund rücken dürfen. Das weltwärts-Programm zielt auf die Verwirklichung der Agenda 2030, und das ist ohne Inklusionsarbeit nicht machbar. Wie die Deval- Studie bereits 2017 zeigte, ist die Inklusionsarbeit einer der wichtigsten Aspekte, an dem das Programm arbeiten sollte. Außerdem ist die Inklusionsarbeit von weltwärts ein Alleinstellungsmerkmal, dass das Programm von jeglichen Voluntourismus– Angeboten und anderen Freiwilligendiensten abgrenzt.

Für uns als Freiwilligenvertretung ist es wichtig, dass sich das weltwärts-Programm von den Voluntourismus-Angeboten differenziert. Ehemalige Freiwillige, die sich genau deswegen für ein weltwärts-Jahr entschieden haben, sollen sich weiterhin mit dem Programm identifizieren können. Dafür ist es uns umso wichtiger, dass das Programm selbst nicht die Machtverhältnisse reproduziert, die es eigentlich aufbrechen möchte. Diversität und Inklusion sind Themen, die sich parallel zum Programm entwickeln und mit derselben Priorität behandelt werden müssen, wie andere wichtige Aspekte des Freiwilligendienstes. Wir sind uns der schwierigen Phase bewusst, die das Programm gerade durchläuft, jedoch sollten herausfordernde Bedingungen die Inklusionsarbeit nicht beeinträchtigen. Die Qualität des Programmes darf nicht darunter leiden. Daher sprechen wir uns als PFIF explizit für eine konstruktive Erarbeitung und feste Verankerung einer fundierten Inklusionsarbeit in den Strukturen von weltwärts aus.

Veröffentlichung: Dezember 2020

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